Fear Josie – Interview mit einem ganz besonderen Duo
Foto: Maria Schäfer, Tim Staat
Fear Josie ist ein musikalisches Duo aus Mannheim, welches nach vielen Jahren wieder zurück auf die Bühne gefunden hat. Dabei haben sich die Sounds beider verschmolzen und einen ganz besonderen Stil entwickelt. Wir haben Fear Josie ein paar Fragen gestellt.

Mit „Outsider“ brachten Fear Josie am 12. Mai 2023 ihre neue Single raus, in der es inhaltlich, um gesellschaftliche Glaubenssätze und der menschliche Drang sich Gruppen zuzuordnen zu wollen und diese durch Abgrenzung zu stärken. Das Aufbrechen von Genderrollen, Klischees und Mustern beschäftigt das Duo, welche sie mit einem melancholischen düsteren Sound untermalen.

Dazu gibt es zusätzlich ein selbstgezeichnetes Video:

Wer die Musik von Billie Eilish mag, der wird sich auch mit der Musik von Fear Josie anfreunden können. Die Baden-Württemberger Band zieht ihre Fangemeinde förmlich an und begeistert auch im hohen Norden musikverrückte Hörer und Hörerinnen.

Wir wollten mehr über Fear Josie erfahren und haben beide mit Fragen gelöchert:

Am 12. Mai ist eure neue Single „Outsider" erschienen und wie der Titel schon andeutet, könnte es um ein gesellschaftliches Thema gehen. Erzählt und mehr zu dem Track, fließen eure Lebenserfahrungen dort ein?

Fear Josie: Grundlegend handelt der Song von der Suche nach dem eigenen Platz in der Gesellschaft, was uns Menschen ja ein Stück weit auch auszeichnet – dem Wunsch Teil einer Gruppe zu sein. Für uns entstand er einerseits aus einer Ratlosigkeit heraus, wie wir uns als Musiker:innen in der Musikindustrie positionieren können, die so stark nach kapitalistischen Werten ausgerichtet scheint. Das wollen wir unserer Musik einfach nicht antun. Andererseits fühlen wir uns auch als Privatpersonen auf der Suche nach unserem Platz.

Wie können wir Teil dieser Gesellschaft sein und trotzdem queerfeministisch und antikapitalistisch leben und für unsere Werte einstehen? Wie können wir unseren Platz finden, wenn unsere Sorgen und Wünsche an vielen Orten keinen Platz haben? Wir wünschen uns Werte wie Empathie als grundlegend für eine Gesellschaft – nicht Leistungsdruck und Geld.

Die aktuelle Debatte um Rammstein ist dafür ein gutes Beispiel. Das Rechtssystem zeigt erneut, dass es nicht in der Lage ist gegen Sexismus vorzugehen, während immer sichtbarer wird, dass wir uns fragen müssen was das für eine Musikindustrie ist, in der sexistische Systeme möglich sind, obwohl nun in Medien von einem „offenen Geheimnis“ gesprochen wird. So ist es um so wichtiger, sich als Gesellschaft klar gegen vorherrschende Machtstrukturen auszusprechen, Sichtbarkeit zu schaffen und Solidarität für Betroffene deutlich zu machen.

Wenn ihr euch einer Gruppe zuordnen müsstest, welche wäre das?

Fear Josie: Wenn wir eine Gruppe rauspicken würden, dann die der queerfeministischen Aktivistin. Generell sind wir gegen jegliche Ausbeutung von Lebewesen und der konsequent gedachte Queerfeminismus steht für Gleichberechtigung aller Menschen, muss damit also auch antikapitalistisch und antifaschistisch sein.

Es gibt dazu auch ein selbstgezeichnetes Video, wer von euch ist da künstlerisch begabter?

Fear Josie: Was wir als Duo und in der Auseinandersetzung mit feministischen Themen und Fragen gelernt haben ist, uns gegenseitig besser zu unterstützen. Wichtig war plötzlich nicht mehr wer etwas besser kann, sondern wer an etwas gerade mehr Spaß hätte, daraus mehr Energie ziehen könnte, oder (bei unbeliebteren Aufgaben) weniger Energie dafür aufwenden müsste. Je mehr wir es schaffen uns von stereotypen Rollenbildern und Aufgabenverteilungen loszusagen, desto besser arbeiten wir als Team zusammen, weil unsere individuellen Stärken, Vorlieben und Bedürfnisse plötzlich viel stärker ineinandergreifen können.

Das Video war Hewas erster Versuch eines 2D-Videos und steht für uns auch als Meilenstein auf dem Weg die (teilweise von uns, teilweise von anderen) auferlegten Grenzen von Können und Nichtkönnen aufzubrechen und neu zu definieren.

Mal doof gefragt, wer ist Josie?

Fear Josie: Josie ist die Personifizierung von Joy. Dabei meinen wir aber keine ehrliche, unbeschwerte Freude, sondern eine aufgesetzte, gespielte, vielleicht auch unreflektierte Freude. Eine Maske, die sich Menschen aufsetzen, um weniger verletzlich zu wirken oder vermeintlich besser in einer Gruppe aufgenommen zu werden.

Der Bandname entstand im Jahr 2016 und in den letzten Jahren beobachten wir, wie immer mehr Künstler und Künstlerinnen sich in den Socials mit mental Health beschäftigen und wir als Gesellschaft lernen besser zu unseren Gefühlen und Grenzen zu stehen.

Gibt es für das Jahr 2023 noch weitere Releases? Was sind eure Pläne?

Fear Josie: In den letzten Jahren haben wir uns musikalisch gesehen weiterentwickelt, sind als Duo zusammengewachsen und haben gelernt uns gegenseitig dabei zu unterstützen unser Potential zu wecken. Sebastian hat angefangen zu singen und Klavier zu lernen, Hewa spielt inzwischen Bass. Das öffnet im Songwriting natürlich ganz neue Türen und wir haben uns einige Demos erarbeitet, denen wir nun die Zeit schenken wollen, die sie noch brauchen.

Wir wollen dieses Jahr aber auf jeden Fall noch weitere Musik teilen und wünschen uns auch wieder mit Projekten wie der kollektiven künstlerischen Forschung Gespräche anzuregen und in Austausch zu kommen. Zuletzt hatten wir im Zuge unserer Veröffentlichung der EP Melancholicenergy durch verschiedene kreative Forschungsansätze mit unserer Community über Melancholie geforscht. Ähnliches können wir uns nun zu politischen Themen vorstellen.

Werdet ihr noch im Sommer und Spätsommer auf Konzerten die Bühnen klar machen? Nennt uns gerne ein paar Termine. Worauf freut ihr euch am meisten?

Fear Josie: Aktuell spielen wir wieder vermehrt Wohnzimmerkonzerte. Die haben einfach eine wunderbare Athmosphäre, schaffen Raum für Austausch und stehen für uns entgegen dem Leistungsdruck auf wachsende Klickzahlen, die von Socials und Algorythmen ausgehen. Wer darauf Lust hat kann uns über Sofaconcerts buchen, oder auf Instagram kontaktieren.

Wie immer am Ende eines unserer Interviews, dürft ihr anderen Musikern und Musikerinnen einen wertvollen Tipp oder Erfahrungen mit auf dem Weg geben. Was könnt ihr anderen mitteilen?

Fear Josie: Stay soft! Vergesst niemals, dass es nicht um Zahlen gehen sollte und verliert euch nicht im ewigen Wettrennen um Klicks und Aufmerksamkeit. Lasst uns lieber gemeinsam einen Safespace schaffen in dem alle gleichberechtigt sind.

Weitere Infos zur Band findet ihr auf auf Instagram.


Unlimited Releases
Veröffentliche deine Musik weltweit, erhalte 100% der Einnahmen und baue eine wachsende Fanbase auf.
Mehr erfahren
Advertising
Weitere Themen
Interview mit MOLAYA über die neue EP
Wie aus einer Idee ein großartiges Projekt für Kinder wurde
Elephants in Silent Rooms - Das bayrische Quartett
Weitere Themen
Eine leidenschaftliche Musikerin voller Power und Ideen
10. Juli 2023
Instagram verbietet non-exklusive Beats und Samples - Was jetzt?
10. Juli 2023
Neue Regel bei Spotify: Nur noch Klarnamen sind in den Tracks erlaubt
10. Juli 2023
Fear Josie – Interview mit einem ganz besonderen Duo aus Mannheim
10. Juli 2023